Was ist eigentlich dieses E-Learning?

Um eines gleich mal Vorweg zu nehmen: “Das E-Learning” ist keine Webseite oder Software, es ist ein Sammelbegriff für alle Formen von Lernen, bei denen elektronische oder digitale Medien für die Präsentation und Distribution von Lernmaterialien oder zur Unterstützung zwischenmenschlicher Kommunikation zum Einsatz kommen. Soweit die Definition aus der deutschen Wikipedia, ich persönlich benutze gerne die Umschreibung “Digitale Lehre”.

Welche Vorlesung bei uns an der TUM hat inzwischen noch keine Webseite bzw. nutzt keine PowerPoint Folien? Ich kenne jedenfalls keine. Daraus folgt eigentlich, dass alles an der Uni heute irgendwie E-Learning ist.
Nur kocht eben jeder Lehrstuhl seine eigene Suppe: Jede Webseite sieht anders aus, ist mehr oder weniger gut strukturiert und jedes Semester darf man sich selbst wieder die ganzen Links zusammensuchen, die man braucht. Während des Semesters muss man dann zudem jede Woche mindestens einmal jede dieser Webseiten besuchen um sich die Übungsaufgaben oder die Folien der Vorlesung abzuholen.

Wäre es nicht toll nur noch eine Webseite zu haben auf der man schön gesammelt sieht bis wann noch welche Übungsaufgabe zu erledigen ist? Oder wenn die Folien der Vorlesungen automatisch bei euch auf dem Rechner landen würden?
Nun sind wir ja nicht die ersten, die diesen Wunsch äußern und es gibt auch schon entsprechende Softwarelösungen für dieses Problem: so genannte Lernplattformen. An der TUM hatten wir dafür früher die Software CLIX und haben seit diesem Semester Moodle (www.moodle.tum.de) im Einsatz. Warum es zu diesem Wechsel kam? Ich fange mal von vorne an:

CLIX

Screenshot von CLIX/www.elearning.tum.de

Als ich damals 2007 hier an der TUM angefangen habe, hatte ich gleich in der 1. Woche damit zu tun bzw. zu kämpfen. Im Vorkurs hatte ich schon erfahren, dass wir mit “CLIX” im Studium bis auf eine bestimmte Vorlesung nichts zu tun haben werden. In meinem zweiten Semester haben wir das System dann tatsächlich auch noch in einer weiteren Vorlesung genutzt, allerdings nur ganze 2 Wochen. Dann hatten auch Übungsleitung und Tutoren die Nase voll davon.

In meinem 4. Semester bin ich dann irgendwie als Studentischer Vertreter im Fachausschuss E-Learning (FA-EL) gelandet. Wir waren uns eigentlich alle einig, dass CLIX in der aktuellen Version einfach nichts taugt und man es schnellstens ersetzen muss. Daneben habe ich gelernt, dass E-Learning eigentlich viel mehr ist als bloßes bereitstellen von Folien und Übungsaufgaben. Dazu zählen auch Animationen, Demos, interaktive Übungen und Tests.
Die Hochschulleitung hatte den FA-EL neben der Analyse der aktuellen Situation, auch mit der Erarbeitung von Empfehlungen für die Weiterentwicklung beauftragt. Wir formulierten drei abgestufte Alternativen:
Funktionen und Verfahren, die aus unserer Ansicht angeboten werden müssen als Mindeststandard, was darüber hinaus wünschenswert wäre als Standard und alles was darüber hinaus noch denkbar wäre als Vorreiter-Maßnahmen.

Dieser Bericht war dann Anfang Mai 2009 fertig und wurde Ende Juli von der Hochschulleitung zur Kenntnis genommen. Die empfohlene Ausweitung oder zumindest die Erhaltung der aktuellen Aktivitäten wurde leider nicht befürwortet, so dass nur die Stellen für den Mindeststandard genehmigt wurden. Dadurch ist die TUM im Vergleich mit anderen im eLearning-Bereich führenden Hochschulen inzwischen leider zurückgefallen.

Moodle

Moodle LogoAllerdings wurde das E-Learning Team mit der Evaluation möglicher neuer Lernplattformen für die TUM beauftragt. Um die Evaluation nicht ausufern zu lasen, wurde diese auf zwei Systeme begrenzt: die neue Version von CLIX und Moodle – einem System das z.B. auch an der LMU und an der HM eingesetzt wird. Soweit zu meinem 5. Semester.

Zu Beginn meines 6. Semesters lernte ich die Leute von ProLehre kennen: ProLehre ist das hochschuldidaktische Team der TUM und bringt im Prinzip Dozenten bei wie man gute Lehre macht. Ebenfalls im April 2010 fand eine Art Nachtreffen des FA E-Learning statt, in dem das Evaluations-Team seine Ergebnisse und Empfehlungen vorstellte. CLIX ist demnach nicht mehr vertretbar, die meisten anderen Hochschulen sind inzwischen auch abgesprungen. Also bleibt nur noch Moodle. Zusätzlich dazu sollte man noch weitere Bausteine wie z.B. Videokonferenztools anbieten, die die Dozenten dann bei Bedarf einfach nutzen können.

Diese Empfehlung wurde dann durch die entsprechenden Gremien getrieben, so dass sie schließlich im Juni 2011 vom Hochschulrat verabschiedet wurden.

Zum Wintersemester 2010/11 – meinem 7. Semester – wurde Moodle als Pilotprojekt bei der TUM School of Education getestet um dann endlich dieses Semester für die komplette TUM bereitgestellt zu werden.

Screenshot www.moodle.tum.de

Fazit

Es ist unglaublich wie lange so ein Umstieg dauern kann. Im Prinzip war schon zu Beginn meines Studiums klar, dass CLIX nichts taugt. Jetzt, pünktlich zum Ende meines Bachelor-Studiums wird diese Feststellung auch mal in die Realität umgesetzt. Aber es macht doch irgendwie Spaß die Hintergründe zu kennen und zu versuchen den Prozess zu beschleunigen. Und man lernt nebenbei einiges über Kommunikation und macht einem selbst und seinen Mitstudenten das Leben leichter.
Vor allem wird es jetzt erst richtig interessant: Nachdem wir endlich ein besseres System mit breiter Anwenderbasis haben, kann man sich nun darauf konzentrieren auch den Dozenten beizubringen wie man gute digitale Lehre macht.

Interesse daran mitzuwirken? Dann melde dich doch einfach per Mail bei mir: hubel at fs.tum.de

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